Mit dem Test des Yasaka Mark V möchte ich meine Klassikerwochen endgültig ins Rollen bringen. Die Wahl des Mark V ist dabei nicht zufällig.
Denn es ist anzunehmen, dass der Yasaka Mark V einer der weltweit bekanntesten Tischtennisbeläge ist, wenn nicht der Bekannteste. Dies wird unter anderem in den japanischen Verkaufscharts Monat für Monat deutlich.
Doch woher kommt der Erfolg des beliebten Klassikerbelags?
Nach dem Verbot der reinen Schwammgummis 1959 setzten sich zwei Beläge unter den europäischen und japanischen Tischtennisspielern durch. Der Butterfly Sriver und Yasaka Mark V. Diese waren das Konkurrenzprodukt zu den kurzen Noppen, die vor allem von den chinesischen Penholder Spielern eingesetzt wurden.
Eng verbunden stehen die Erfolge des japanischen Noppen-Innen-Belags aus dem Hause Yasaka mit der Tischtennislegende Stellan Bengtsson, der mit dem Yasaka Mark V mehrere Europameister- und Weltmeistertitel feiern durfte. Sein größter Erfolg war der Einzelweltmeistertitel 1971 in Nagoya, Japan.
Doch nicht nur er konnte für große Titel sorgen. 1993 gewann Jean Phillipe Gatien ebenfalls die Tischtennis Weltmeisterschaft gegen die Tischtennislegende Jean Michel Saive. Sein damaliger Belag war ebenso der Yasaka Mark V.
So wie die beiden Ausnahmekönner setzten sehr viele Tischtennisspieler zu Frischklebezeiten auf den Belag aus dem Hause Yasaka. Neben dem Butterfly Sriver war der Belag der meistgespielte Japanbelag.
Der Klassiker Mark V in Zeiten der modernen FKE-Beläge
In den letzten Jahren hat sich viel in der Belagentwicklung, bedingt durch Änderungen im Regelwerk, getan. Das Frischkleben wurde 2008 verboten, wodurch viele Tischtennisspieler umdenken mussten.
Leider wird wohl kein zukünftiger Weltmeister mehr einen Yasaka Mark V spielen. Denn die modernen Tensorbeläge sind einfach den klassischen Tischtennisbelägen enteilt.
Jedoch kann ich mir vorstellen, dass viele Tischtennistalente zu Beginn ihrer Tischtenniskarriere auf Klassiker, wie den Mark V, Donic Coppa oder Butterfly Sriver L, setzen werden.
Zwar spielen FKE Beläge in Sachen Dynamik, Tempo und Rotation mittlerweile in einer anderen Liga, was ohne das Frischkleben nicht aufzuholen ist, jedoch hat ein klassischer Tischtennisbelag mehr Kontrolle und eine deutlich längere Haltbarkeit.
Außerdem setzen viele Allrounder, aber auch Angreifer, auf die Klassiker. Es ist nicht anzunehmen, dass der Yasaka Mark V oder andere Japanklassiker jemals komplett aus dem Tischtennissport verschwinden werden.
Ich denke sogar, dass wieder mehr Spieler auf die Klassiker setzen sollten. Ich schreibe gerade an einem Artikel mit dem Titel „Warum die meisten Tischtennisspieler zu schnelles Material spielen“. Ohne zu viel vorweg zu nehmen, Klassiker würden einer großen Zahl von TT-Spielern wieder mehr Kontrolle und Sicherheit bieten. Und auch mehr Punkte pro Spiel. Aber dazu mehr, wenn der Beitrag fertig geschrieben ist.
An dieser Stelle möchte ich euch mit dem Test des Yasaka Mark V alleine überzeugen. Oder dazu, lieber auf einen anderen Belag zu setzen. Denn dafür schreibe ich hier 😉
Technische Eigenschaften des Yasaka Mark V
Ich denke über das grundlegende Belagkonzept eines Klassikers brauche ich nicht viel schreiben. Nahezu alle Klassikerbeläge werden in Japan hergestellt.
Zudem sind die Schwämme ohne Poren ausgestattet. Das Gewicht von Klassikern ist um einiges leichter gegenüber den modernen Tischtennisbelägen.
Beim Yasaka Mark V möchte ich noch das sehr griffige und robuste Obergummi hervorheben, welches sich auch von den meisten anderen klassischen Tischtennisbelägen unterscheidet.
Die Haltbarkeit ist wirklich außergewöhnlich. Ähnlich wie bei meinem alten Sriver FX habe ich auch bei Mitspielern schon sehr alte Mark V´s auf den Schlägern gesehen, die allesamt noch gut spielbar waren. Die Qualität ist kaum mit den Tensorbelägen vergleichbar, deren eingebaute Spannung alleine schon die Haltbarkeit enorm reduziert.
Mein Exemplar des Yasaka Mark V (rot 2,0mm) wog mit Verpackung 87g. Ungeschnitten waren es dann 65g. Auf die Waage brachte der geschnittene Testbelag 43g.
Getestet habe ich den Mark V auf einem alten Japan Primo, dem Stiga Allround Classic Carbon und dem Xiom Holz Vega Pro. Gleichzeitig auf den Schlägern hatte ich stets den Butterfly Sriver L als Vergleichsbelag.
Spieleigenschaften des Yasaka Mark V
Vom ersten Schlag an war das sehr direkte, unkatapultige Spielgefühl die größte Umstellung gegenüber meinen aktuellen Belägen (Beidseitig Genius 2,0mm). Ansonsten hatte ich keine Probleme, außer dass die ersten Konterbälle allesamt im Netz hängen blieben.
Das lag an der deutlich flacheren Ballflugkurve im Vergleich zu den Tensorbelägen. Nachdem ich mich aber auf die Eigenschaften eingestellt habe, stellte es kein Problem mehr dar.
Besonders die Kontrolle ist mit einem Klassiker wie dem Mark V spürbar besser. So machte ich nach der Umstellung allgemein viel weniger leichte Fehler.
Topspinspiel und Power
Im Topspinspiel nimmt der Belag den Ball gut mit. Dies trifft für Zelluloidbälle und Plastikbälle gleichermaßen zu. Das griffige Obergummi des Yasaka Mark V erlaubt eine sehr präzise Ballmitnahme, vom ersten Anziehen bis hin zu den schnellen Endschlägen.
Die Ballflugkurve des Mark V ist dabei relativ flach, auch etwas flacher als die des Butterfly Sriver L. Der Belag besitzt aber sehr viel Power, wenn Armzug und Körpereinsatz ins Spiel kommen, wodurch ein sehr offensives und schnelles Angriffsspiel aufgezogen werden kann.
Hervorheben möchte ich auch, dass der Belag eine sehr exakte Energieübertragung hat, die auch alle anderen Klassiker in den Schatten stellt. Bei Tensorbelägen kommt hin und wieder eine gewisse Streuung durch das Einsetzen des Katapulteffekts vor. Hingegen kommt beim Mark V nur das heraus, was vorher auch eingesetzt wurde.
Halbdistanz und Gegentopspin
Im Halbdistanzspiel kann ebenfalls sehr viel Power auf den Ball gebracht werden. Wie auch am Tisch kann ein guter Spin erzeugt werden, welcher durch die flache Ballflugkurve sehr schwierig einzuschätzen ist.
Auch wenn der Yasaka Mark V für einen Klassiker viel Power in der Halbdistanz und bei Gegentopspins liefert, so muss auch gesagt werden, dass sehr viel Körpereinsatz notwendig ist. Ich kann mich noch an die erste Teststunde erinnern, als ich vom Klassikerschläger wieder zu meinem Schläger gegriffen habe. Wie leicht alle Schläge plötzlich gingen, nachdem ich mich zuvor mit den Klassikern in der Schlagübung verausgabt habe.
Abgesehen davon konnte ich mein Spiel genauso mit dem Mark V durchziehen. Für mich als Spinspieler war es überraschend zu sehen, dass ich mein Spiel, vor allem mit dem Mark V, genauso wie mit Tensoren umsetzen konnte.
Blockspiel, Aufschlag und Rückschlag
Im Blockspiel am Tisch wirkt der Belag darüber hinaus sehr kontrolliert und fehlerverzeihend. Zudem können auch aktive Pressblocks gut gespielt werden. Während andere Klassiker nur im passiven Blockspiel glänzen konnten, kann mit dem Mark V gut Druck auf die Gegner aufgebaut werden. Die flache Flugkurve macht es zudem sehr unangenehm für die Gegenspieler.
Im Aufschlagspiel konnte ich eine gute Rotation erzeugen. Im Vergleich zu den modernen Tensoren fehlt aber etwas Spin. Dafür konnte ich sehr kurze, flache und präzise Aufschläge, verbunden mit einer hohen Quote, spielen.
Im Rückschlagspiel wirkt der Belag sehr direkt, aber auch kontrolliert. Dadurch kann sehr hart in die Bälle gegangen werden, ohne gleich einen Returnfehler befürchten zu müssen. Unter allen Klassikern würde ich den Yasaka Mark V am spinanfälligsten bezeichnen. Wobei auch ein falscher Schlägerwinkel nicht immer zu Fehlern führt.
Besonders das kurze Legen ging hervorragend. Soll auch offensiv retourniert werden, kann sowohl ein guter Bananenflip, als auch der klassische, harte Flip angesetzt werden. Das Tempo und die Rotation sind dabei gut, aber nicht überragend.
Schuss, Ballonabwehr und Schnittabwehr
Im Schussspiel lässt die Direktheit des Belags eine gute Platzierung zu. Das Tempo liegt am Limit dessen, was ein Klassiker ohne verbotene Substanzen leisten kann. In der Ballonabwehr fehlt mir persönlich der Katapult und die Leichtigkeit eines FKE-Belags. Positiv möchte ich aber noch die Schnittabwehr erwähnen. Die flachen Unterschnittbälle gelingen sehr giftig und mit guter Quote.
Fazit zum Yasaka Mark V
Ohne die modernen FKE Beläge wäre der Yasaka Mark V meine erste Wahl auf der Rückhandseite. Das extrem griffige Obergummi und das direkte Spielgefühl kommen meinen schnellen, nach vorne gezogenen Rückhandtopspins sehr gelegen. Auf der Vorhandseite ziehe ich variabler und manchmal weicher an, wodurch der Sriver L besser funktionierte. Aber dazu mehr im Test des Butterfly Sriver L, worin ich auch einen näheren Vergleich der beiden TOP-Klassiker bereitstellen werde.
Allgemein entwickelt der Mark V sehr viel Power und ist am Limit dessen, was ein Klassiker hergeben kann. Daher können Allrounder, die in Tischnähe auch oft die Bälle schnell Blocken und als Endschlag sehr harte Topspins oder Schüsse wählen, mit dem Yasaka Mark V nichts falsch machen.
Insgesamt hat mir der Test mit dem japanischen Bestseller-Belag gut gefallen. Es ist nur irgendwie schade, dass ich persönlich zu Frischklebezeiten nie auf den Mark V gestoßen bin. Damals spielte ich eher weichere Beläge, unter anderem den Butterfly Sriver FX, Butterfly Bryce FX oder Stiga Carbo Sound.
Auch hätte ich keine Angst um den Tischtennissport, wenn es die modernen Beläge um Tenergy, Bluefire oder Fastarc nicht geben würde, denn mit den Klassikern wie den Yasaka Mark V kann das gleiche Tischtennis gespielt werden.
Mit dem Plastikball funktionieren die Klassiker übrigens erstaunlich gut. Ich konnte keine Unterschiede hinsichtlich der Spielweise feststellen. Daher müssen Spieler mit Klassikerbelägen nicht unbedingt umsteigen. Das etwas geringere Tempo kann auch gut mit einem dickeren Schwamm aufgeholt werden.
Wer dennoch seinen medium-harten Klassiker upgraden möchte, dem empfehle ich ganz besonders den Xiom Vega Intro. Das ist der, aus meiner Sicht, beste Leichtspieltensorbelag und das perfekte Bindeglied zwischen den härteren Klassikern und modernen Tensorbelägen.
Der Beginn der Einzeltests ist damit gemacht. Es werden nun nach und nach alle Testberichte veröffentlicht. Gegen Ende hin wird auch der große Klassiker Vergleichstests folgen. Es folgen spannende Wochen… ähm, ich meinte Klassikerwochen 😉
✓ Harte Endschläge
✓ Griffiges, robustes Obergummi
✓ Direktes und präzises Spielgefühl
✓ Blockspiel
✓ Kurze Aufschläge und Rückschläge
✗ Vergleichsweise Spinanfällig