Xiom hat sich in den letzten Jahren auf dem Belagmarkt etabliert. Da war es nur eine Frage der Zeit, bis es auch eine Variante für Chinabelagliebhaber gibt, welche im Xiom Vega China gefunden wurde.
Der Belag selbst ist schon seit einiger Zeit in Übersee erhältlich. In Deutschland allerdings sucht man zumeist vergeblich nach dem Xiom Vega China. Eigentlich. Denn ich konnte mir ein Exemplar sichern.
Technische Eigenschaften des Xiom Vega China
Beim Auspacken des Belags fällt sofort die Schutzfolie auf, die das klebrige Obergummi schützen soll. Der Schwamm besitzt keine Poren und hat mit einem normalen ESN-Schwamm nichts zu tun.
Das Obergummi steht unter starker Spannung. Den Klebrigkeitsgrad würde ich als „sehr klebrig“ bezeichnen. Das Gewicht meines Exemplars (rot Max.) wiegt in der Verpackung 100g. Ungeschnitten macht das 71g und geschnitten 49g.
Spieleigenschaften des Xiom Vega China
Beim Einkontern fallen mir mehrere Dinge auf. Der Belag besitzt nicht den ESN typischen Katapulteffekt und wirkt auch ansonsten ähnlich einem normalen Chinabelag. Das klebrige Obergummi saugt den Ball förmlich an, wodurch sich jegliche tangentiale Bewegung in Rotation umwandelt.
Trotz der Ähnlichkeiten sind auch Unterschiede zu bemerken. Das Obergummi gibt einem demnach einen Touch Tensorbelag-Feeling. Die extreme, explosive Vorspannung ist bei schnelleren Schlägen spürbar.
Topspin, Gegentopspin und Endschläge
Die ersten Topspins gelangen sehr gut. Ich konnte enorm viel Rotation erzeugen. Der Vega China muss stark nach vorne gezogen werden und benötigt eine gute Portion Armbeschleunigung. Sind diese gegeben, ist sehr viel Tempo möglich. Die Ballflugkurve ist relativ flach, da die Bälle von hinten gezogen werden müssen.
Im tischnahen Spiel liegt die Stärke des Belags. Besonders gefährlich gelingen die Endschläge. Nach einer guten Vorbereitung im Ballwechsel kann mit einem extrem schnellen, spinnigen und flachen Topspin der Punkt kompromisslos abgeschlossen werden. Dabei taucht der Ball tückisch auf der gegnerischen Plattenseite ab, was es für den Gegner fast unmöglich macht, den Ball kontrolliert zu blocken.
Um dort hin zu kommen, muss das Spiel zunächst eröffnet werden. Für sichere Eröffnungsspins ist der Xiom Vega China weniger geeignet. Die Stellung zum Ball ist sehr wichtig, da einfach nur wenige Fehler verzeiht werden. Weiterhin ist ein frühes Timing bei starken Unterschnittbällen entscheidend, ob der Belag zündet oder im Netz verhungert.
Das gleiche Bild zeichnet sich beim Gegentopspin und im Spinspiel aus der Halbdistanz ab. Kompromisslos gespielte Bälle, verbunden mit viel Körpereinsatz, besitzen eine geringere Fehlerquote, als die kontrollbewussten Schläge. Das Trefferfenster ist sehr klein, wodurch der Vega China eher für Spieler mit hohem Trainingsaufwand zu empfehlen ist.
Aufschlag und Rückschlag
Auch das Aufschlagspiel ist ein großer Genuss. Mit einer für Chinabeläge typischen Spinentwicklung kann wirklich das letzte an Rotation herausgeholt werden. Lediglich die schnittlosen Varianten sind eher schwierig zu spielen, da der Belag eigentlich von selbst bei Ballkontakt Rotation erzeugt.
Im Kurz-Kurz finde ich den katapultlosen Xiom Vega China genial. Kürzer und flacher geht es nicht. Zu nennen ist allerdings auch die Spinanfälligkeit des Belags. Empfehlenswert ist immer eine aktive und technisch saubere Schlagausführung.
Flip, Block und Schuss
Spaß gemacht haben auch die Flips über dem Tisch. Durch die klebrige Oberfläche kann jegliche Form von Bananenflip oder Spinflip aus jeder Lage gespielt werden. Auch die harten, direkten Flips funktionieren einwandfrei und führen zu direkten Punkten.
Das Blockspiel fand ich interessant. Je gefährlicher die gegnerischen Topspins auf mich zukamen, desto einfacher gelang das Blockspiel. Ich habe darüber nachgedacht und mir das ganze so erklärt, dass der Vega China einen gewissen Anpressdruck braucht beim Blocken. Danach habe ich nur noch aktiv geblockt: Mit großem Erfolg. Bei passiven Blockbällen greift die Spinanfälligkeit schon sehr, wodurch ich doch meine Probleme hatte.
Im Schussspiel entwickelt der Belag eine gute Dynamik und viel Tempo. Trotzdem habe ich in den Trainingsspielen meinen Schläger beim Schießen auf den Rückhandbelag gedreht. So machen es die chinesischen Topspieler ja auch, um die Fehlerquote gering zu halten und den zusätzlichen Katapult zu nutzen.
Für die Ballonabwehr ist der Xiom Vega China ungeeignet. Nach eine paar verfehlten Bällen habe ich auf die Schnittabwehr umgestellt. Das hat wiederrum sehr viel Spaß gemacht, da mein Trainingspartner alle folgenden Topspins in Netz gezogen hat 😉
Fazit zum Xiom Vega China
Beim Xiom Vega China handelt es sich um einen modernen Chinabelag. Es ist kein Belag, der, wie beispielsweise die Stiga Genesis Beläge, das Spielgefühl von China- und Tensorbelag verbinden soll. Das hat mich verwundert, wird der Belag in Deutschland bei ESN hergestellt.
Trotzdem ist eine Weiterentwicklung zu traditionellen Chinabelägen merklich spürbar. Das Obergummi besitzt eine gute Vorspannung und steht meiner Meinung nach den ungetunten Konkurrenzbelägen von DHS und Co. in nichts nach. Vielleicht sogar leicht im Vorteil.
Um das Potential des Belags auszuschöpfen, bedarf es einem guten Armzug, sowie einer guten bis sehr guten, stabilen Technik.
Interessant wäre auch noch eine Tuning Session geworden. Aber das hebe ich mir für einen Vergleich von getunten Chinabelägen auf 😉