Bevor ich nach dem Testbericht des Joola Samba 27 den Test des kleineren Bruders, dem Joola Samba 19 veröffentliche, möchte ich noch den Tibhar Aurus entsprechend bewerten.
Der Tibhar Aurus ist ja schon eine ganze Weile auf dem Markt. Mit 38,90€ liegt dieser preislich am unteren Rand aller modernen Tischtennisbeläge. Doch nicht nur das macht den Tibhar Aurus interessant. Ebenso sind seine Spieleigenschaften bis heute einzigartig. Vor allem bedenkt man die Entwicklung zu immer weicheren Obergummis. Welcher Spielertyp sollte sich auch heute noch einen Tibhar Aurus zulegen? Wo liegen dessen Stärken? Gibt es auch Schwächen?
Spieleigenschaften des Tibhar Aurus
Beim Einkontern fällt sofort das sehr harte Spielgefühl auf. Sowohl der Schwamm (47-48°), als auch das Obergummi, sind sehr kompakt. Besonders das Obergummi kommt mir sehr gestrafft und hart vor. Dies liegt auch an der kurzen Noppenstruktur. Der Katapult des Belags hält sich sehr in Grenzen.
Die ersten Topspins muss ich etwas anpassen. Der Aurus muss sehr nach vorne gezogen werden. Der Ball folgt der tangentialen Schlagrichtung sehr exakt und präsize. Die Dynamik ist außerordentlich gut. So können auch starke Unterschnittbälle mit sehr viel Tempo und enormen Spin eröffnet werden. Es ist dazu zwar ein guter Balltreffpunkt notwendig, aber tischnahe Spieler werden sich darauf gut einstellen und diesen Schlag lieben lernen. Bei langsamen, gefühlvollen Topspins kommt, bedingt durch das griffige Obergummi, sehr guter Spin zustande. Die Flugkurve ist jedoch nicht so hoch wie eines Tibhar Genius, der für hohe Topspinsschläge besser geeignet ist und mehr Rotation bei diesen Schlägen auf die Platte bringt. Bei maximalen Armzug jedoch und hart nach vorne gezogen, ist das Spinpotential wahnsinnig hoch.
Aus der Halbdistanz kann sehr viel Druck erzeugt werden, sodass sich gut aus der Passivität befreit werden kann. Der Gegentopspin in Tischnähe ist jedoch noch effektiver. Langsame Topspins können problemlos mit harten, exakten Topspinschlägen beantwortet werden. Auch hierbei gefällt mir vor allem das Obergummi des Tibhar Aurus sehr gut. Der Ballkontakt ist optimal. Ein ungenaues Durchrutschen kann ich nicht erkennen.
Das Spin-Niveau des Aurus ist ebenso beim Aufschlagen enorm hoch. Alles in allem würde ich den Belag, in Relation zur maximalen Rotation, im oberen Bereich des Belagspektrums ansehen, bei harten, nach vorne gezogenen Topspins, sogar unter den TOP 10 aller bisher getesteten Beläge. Es ist allerdings sehr anspruchvoll dieses herauszukitzeln.
Die Platzierung im Aufschlag-Rückschlag-Spiel kann sehr exakt gestaltet werden, erfordert aber immer eine aktive Bewegung. Die Spinanfälligkeit bei nicht korrekt ausgeführten Schlägen ist relativ hoch. Im Kurz-Kurz gibt es keinen störenden Katapult. Flips über dem Tisch können, wegen des griffigen Obergummis, sowohl sehr langsam und spinnig als auch hart und direkt gestaltet werden. Dahingehend ist der Tibhar Aurus sehr kompromisslos und exakt.
Im Blockspiel zeigt sich das harte Spielgefühl, kombiniert mit einer flachen Flugkurve, von Vorteil. Ein aktives, druckvolles Blockspiel, immer als Vorbereitung für eigene Angreife, geht sehr gut mit dem Tibhar Aurus. Einfach nur hinhalten geht eher schlecht, da durch den mangelnden Katapult und die Spinanfälligkeit der Aurus nicht sonderlich fehlerverzeihend wirkt. Aber ich denke, da der Tibhar Aurus für aktive, kompromisslose Angreifer ausgelegt ist, sollte das kein Problem darstellen.
Das Schussspiel muss ich im besonderen Loben. Präzise und mit viel Dampf wird der Gegner von der Platte geschossen. In der Ballonabwehr finde ich den Belag auch relativ gut durch dessen Genauigkeit und der hohen Dynamik. Vielleicht könnte etwas mehr Katapult dem Belag dahingehend nicht schaden, aber man sollte einen Aurus auch zum Angreifen verwenden und nicht zum passiven Hereinspielen aus der Halbdistanz.
Fazit zum Tibhar Aurus
Immer noch mehr als eine Alternative für den typischen, aggressiven Topspinangreifer. Der Tibhar Aurus entwickelt sehr viel Dynamik und Rotation im aktiven Spiel. Das Obergummi ist außergewöhnlich griffig und vermittelt durch dessen Härte ein sehr präsizes und exaktes Spielgefühl. Auch erfordert der Aurus ein hohes Trainingspensum, nicht um den Belag zu kontrollieren, aber um das volle Potential ausnutzen zu können. Empfehlenswert auch allein deswegen, da das Preis-Leistungsverhältnis fast unschlagbar ist.