Nun komme ich schon zum dritten Teil der Reihe Tischtennis Material Anfängertipps. Diesesmal geht es um die Produktbeschreibungen im Tischtennis Katalog.
Wenn die neuen Tischtennis Kataloge im Briefkasten landen, bin ich immer ganz aufgeregt. Klar, durch das Online-Zeitalter bin ich schon vorab über die neuen Tischtennis Beläge und Hölzer informiert. Dennoch ist es jedes mal ein schönes Erlebnis sich Abends gemütlich auf die Couch zu setzen und durch die Neuheiten der Tischtenniswelt zu blättern.
Nach dem Durchblättern weiß ich meistens gar nicht mehr, welchen Belag oder welches Tischtennisholz ich zuerst testen soll. Die schönen Verpackungen und die graphisch schön gestalteten Produktseiten machen es schwer von einem Produkt loszulassen.
Auch könnte man, nach dem Durchlesen eines Tischtennis Katalogs, meinen, dass sich alle Beläge und Hölzer wie von alleine spielen. Der Grund sind die Produktbeschreibungen, welche es fast unmöglich machen, die wahren Eigenschaften eines Belags herauszufiltern. Auch ist ein Vergleich gegenüber älteren Produkten schwierig. War ein Yasaka Mark V vor 20 Jahren noch am technologischen Limit eines Tischtennisbelags, so wird dieser heute nur noch als Klassiker bezeichnet.
Über den Yasaka Mark V ist zu lesen:
„Wenn Gatien Tempo macht, geht es um Millimeter und hundertstel Sekunden. Das ist das neue, dynamische Powerspiel. Er ist extrem schnell und spinfreudig für Gatiens knallharte Powerspins und Schüsse. Trotzdem gefühlvoll durch einen ausgesuchten Schwamm.“
„Extrem schnell und spinfreudig, trotzdem gefühlvoll durch einen ausgesuchten Medium-Schwamm. MARK V ist der klassische Belag für aggressives Offensiv-Tischtennis mit einer überragenden Spin-Elastizität.“
Aus heutiger Sicht ist der Yasaka Mark V weder extrem schnell noch sehr spinfreudig, wenn dieser in Relation zu den neuesten FKE-Belägen gesehen wird. Die Beschreibung ist aber gültig, sofern nur Klassiker, wie der Butterfly Sriver oder Donic Coppa betrachtet werden bzw. wenn an einen frischgeklebten Mark V gedacht wird.
Worauf bei Produktbeschreibungen im Tischtennis Katalog wirklich geachtet werden sollte
Der wichtigste Eckbaustein zum Erkennen, ob ein Belag für das eigene Spiel geeignet ist, liegt darin, welche technischen Eigenschaften der Belag mit sich bringt. Handelt es sich um einen Soft-Belag oder einem harten Belag? Besitzt der Tischtennisbelag einen eingebauten Frischklebe-Effekt? Wenn ja, aus welcher Generation stammt dieser? Für welchen Spielertypus beschreibt die Produktbeschreibung den Tischtennis Belag? Kompromissloser Angreifer mit hohem Trainingsaufwand oder kontrollierter Soft-Schwamm für das Allroundspiel?
Das könnte ich noch viel weiter fortführen. Wichtig ist nur zu verstehen, dass Superlative und Adjektive einer Produktbeschreibung, sowie leere Versprechungen, wie „lässt Sie immer als Sieger von der Platte gehen“ oder „Eine hochkomplexe Belagkomposition – dazu entwickelt, Deinen Schlägen Superkräfte zu verleihen!“, natürlich nicht sonderlich weiterhelfen.
Ein weiterer Anhaltspunkt, und ich betonte Anhaltspunkt, sind die Werteangaben der Hersteller bzw. Tischtennishändler. Da die Angaben allerdings auf unterschiedlichen Skalen beruhen, sind diese nur bedingt vergleichbar. Der größte Quatsch ist für mich die Angabe „Kontrolle“. Kontrolle im Tischtennis ist ein nicht messbarer Wert. Anhand der Geschwindigkeit eines Belags oder der gewählten Schwammstärke muss jeder selbst entscheiden, ob dies noch im Rahmen des kontrollierbaren ist.
Es gilt eine einfache Faustregel: Je schneller und härter ein Belag ist, desto schwieriger ist dieser zu kontrollieren.
Auch muss man Vorsicht bei den Härteangaben der einzelnen Kataloge und Marken walten lassen. Grund ist, dass manchmal nur die Schwammhärte allein als Kriterien hergenommen wird, manchmal die Gesamthärte des Belags.
Zum Abschluss bei den Belägen möchte ich noch den neuen Slogans „Polyball ready“ oder „Speziell für den neuen Polyball geeignet“ diskutieren. Natürlich haben sich die Tischtennismarken auf den neuen Plastikball eingestellt und die Beläge auf die veränderten Bedürfnisse angepasst. Meistens reagierten die Firmen mit weicheren Obergummis, die einen Ausgleich zum härteren Spielgefühl mit dem neuen Rund darbringen sollen. Dennoch sind alle anderen Tischtennisbeläge genauso gut oder schlecht mit dem Plastikball spielbar.
Produktbeschreibungen bei Tischtennishölzern
Bis jetzt habe ich Produktbeschreibungen von Tischtennis Hölzern ignoriert, da es sich hierbei etwas anders verhält. Genauso wie bei Belägen, müssen Produktbeschreibungen mit einem objektiven Auge betrachtet werden. Aber selbst wenn dies getan wurde, kommt eine neue Problematik auf.
Tischtennis Hölzer bestehen ja mindestens zu 85% aus Holz (laut den internationalen Tischtennisregeln). Da Holz ein Naturprodukt ist, unterliegt dieses natürlichen Schwankungen. Besonders bemerkbar macht sich das beim Gewicht eines Tischtennis Holzes. Es kann also passieren, dass ich zwei gleiche Hölzer des gleichen Modells habe, die sich aber im Gewicht um mehr als 10g (kommt leider immer wieder vor) unterscheiden. So kann ein Allroundholz schnell mal zum Offensivholz werden oder umgekehrt. Die Produktbeschreibung sowie Werteangabe war also für die Katz. Na gut, nicht ganz. Denn die Angaben zur Geschwindigkeit eines Holzes zu dem angegeben Durchschnittsgewicht bzw. Optimalgewicht sind , meiner Meinung nach, sehr akkurat. Das beste ist, sich das bestellte Holz vorher mal auswiegen zu lassen oder im Tischtennis Shop in die Hand zu nehmen.
Schön finde ich, dass einige Kataloge auch Angaben zur Biegefestigkeit oder Steifheit der Hölzer haben. So wird bespeilsweise nach elastisch, kontroll-elastisch, tempo-elastisch, fast steif oder steif unterschieden. Weiterhin ist zu beachten, wie viele Furnierschichten das Holz besitzt und ob eine Faserverstärkung wie Carbon verwendet wird. Kombiniert mit dem Wissen aus Das Tischtennisholz: Hart vs. Weich sollte es eine leichte Übung sein, ein passendes Tischtennisholz zu finden.
Fazit zu den Produktbeschreibungen im Tischtennis Katalog
Im großen und ganzen finde ich die Produktbeschreibungen sehr gut gemacht. Manchmal zu fiktiv, manchmal zu Technologie-lastig, denn was nützen schöne Worte oder der Name der verwendeten Produktionstechnik für das Tischtennis spielen?
Dennoch sind vor allem die Werteangaben eine gute Orientierungshilfe. Wenn dann auch noch ein grundsätzliches Verständis für das Tischtennis Material vorhanden ist, und ich hoffe das lernt ihr auch hier in diesem Blog, dann steht dem neuen Belag, Holz oder gar kompletten Tischtennisschläger nichts mehr im Wege.
All dieses theoretische Wissen ersetzt aber nicht eine ausführliche, individuelle Beratung eines TT-Shops oder das eigene Testen von Tischtennisprodukten.