Mit einer weiteren Belagneuheit aus dem Jahr 2021, dem Tibhar Quantum X Pro Soft, konnte ich nun meine kleine Testpause beenden. Schon im vergangenen Jahr hatte ich die Gelegenheit, einen Quantum Belag zu testen. Der Tibhar Quantum X Pro ist die härtere Version dieses Belags. Mein Eindruck der Serie lässt sich, auch wenn der X Pro ein guter Belag ist, mit gemischten Gefühlen ausdrücken.
Denn abgesehen von den neueren Belägen der Serie, waren die ursprünglichen Belagversionen eine große Enttäuschung. Und wenn ich mir die Aufrufzahlen auf meinem Blog zu den Quantums ansehe, wird dieser Eindruck mehr als bestätigt. Es ist schwer zu vermitteln, wenn es Beläge wie die Tibhar Evolutions gibt, die Quantum Beläge zu empfehlen. Besonders die ursprünglichen Versionen Quantum und Quantum S können keinesfalls schwierige Preis-Leistungsverhältnis rechtfertigen.
Entsprechend skeptisch bin ich an den Test des Quantum X Pro heran gegangen. Ich konnte aber eine Verbesserung in der Hinsicht verzeichnen, als dass ich mir Spielertypen vorstellen kann, die so einen Belag mögen könnten. Und wenn ich dementsprechend an eine weichere, kontrolliertere Version denke, habe ich jedenfalls großes Interesse an einem Test.
Konkurrenz ist immens groß
Im Schatten der Premium Belagserie Tibhar Evolution haben es anderen Beläge der Marke schwer. Viele schwören aber weiterhin auf Belagklassiker um Tibhar Vari Spin oder Speedy Spin. Die Katapultmonster Tibhar Nimbus, die spielerisch starke Aurus Serie oder der Tibhar Genius überzeugen dennoch seit Jahren Spieler aller Leistungsklassen.
Doch wie schlägt sich sich ein Quantum X Pro Soft in soclh einem Umfeld? Außerdem gibt es im Bereich der Medium-Softies absolute Platzhirschen. Die Alleskönner wie den andro Hexer Duro sprechen bereits die kontrollsüchtigen, modernen Allrounder an. Interne Konkurrenz findet sich im Tibhar Aurus Soft, den ich momentan selbst erfolgreich spiele.
Darüber hinaus sind die High End Softies auf vielen Schlägern zu finden. Butterfly Tenergy 05 FX, Tibhar Evolution FX-S oder Yasaka Rakza X Soft fallen mir spontan ein. Was kann also ein Tibhar Quantum X Pro Soft dem entgegen halten? Welche Vorteile bringt der Belag mit? Worin hat dieser gegenüber der Konkurrenz das Nachsehen? Welchen Spielertyp spricht der Belag an?
Technische Eigenschaften des Tibhar Quantum X Pro Soft
Testexemplar | Rot Max. |
Verpackungsgewicht | 105,07g |
Ungeschnitten | 62,17g |
Geschnitten | 42,01g |
Schwamm | Fein- bis Mittelporig ca. 42,5° EUR Medium-Soft |
UVP | 44,90€ |
Erscheinungsjahr | 2021 |
Teststunden | 8-10h |
Bei der ersten Beurteilung würde ich behaupten, dass die Softversion das gleiche Obergummi wie der normale X Pro besitzt. Die Oberfläche ist nicht enorm griffig gehalten. Man sieht die Poren durch das leicht durchsichtige Obergummi durchschimmern.
Die Noppenstruktur ist flach gehalten. Dennoch kann ich eine gute Flexibilität feststellen. Kombiniert wird das Obergummi des Tibhar Quantum X Pro Soft mit einem medium-weichen, pinken Schwamm. Durch eine feine bis mittlere Porigkeit ist genügend, aber nicht zu viel, Flexibilität zu erwarten. Alles in allem erkenne ich einen modernen Tischtennis Belag, der aber ohne großartiges Werkstuning auskommt.
Beim Gewicht bin ich positiv gestimmt. Mein Testexemplar (Rot Max.) wiegt mit Verpackung 105,o7g. Der ungeschnittene Belag bringt 62,16g auf die Anzeige. Geschnitten auf ein Stiga-Holz verbleiben 42,01g.
Spieleigenschaften des Tibhar Quantum X Pro Soft
Die ersten Schläge mit dem Tibhar Quantum X Pro Soft hinterlassen einen positiven Eindruck. Eine gute Kontrolle, ein angenehmes Ballgefühl und ein ordentlich einsetzender Katapulteffekt sind bei geradlinigen Konterschlägen feststellbar. Der Belag wirkt verhältnismäßig direkt und schnörkellos. Das moderate Grundtempo des Belags führt in Kombination mit den anderen Spieleigenschaften zu einer niedrigen Fehlerquote.
Topspin & offenes Spiel
Im Topspinspiel wirkt der Quantum X Pro Soft sehr sicher und einfach zu spielen. Man bekommt einen ordentlichen Spin hinein beim Anziehen auf Blockbälle und kann die Spinschläge gut verteilen. Die Katapultunterstützung ist stetig und gut nachvollziehbar. Bei der Eröffnung auf Unterschnitt überragt die Ballsicherheit.
In Sachen maximaler Rotation müssen aber Abstriche gemacht werden. Der Belag beißt nicht sonderlich stark in den Ball, sondern entwickelt hingegen eine mittelstarke Tempodynamik. Die Ballflugkurve ist eher flach und mittellang. Ich hatte aber dennoch nicht das Gefühl, dass dem Tibhar Quantum X Pro Soft etwas fehlen würde. Vielmehr lässt diese Charakteristik ein fehlerfreies Spiel zu.
Sichere Eröffnungen können leicht in das Konterspiel übergehen. Der Belag besitzt eine hohe Präzision und das nötige Ballgefühl, um die absolute Kontrolle über lange Rallies zu erhalten. Besonders in Rückhandduellen oder bei der Vorbereitung auf die stärkere Vorhandseite glänzt der Quantum X Pro Soft. Schwierige Zwischenschläge, eine Änderung des Spielrhythmus oder fiese Winkel bei Konterschlägen zeichnen die Spielart mit dem Belag aus.
Endschlag, Gegentopspin & Halbdistanz
Bei Endschlägen kann eine gute Dynamik verzeichnet werden. Am Tisch sind direkte Punkte möglich, wobei der Belag kein absoluter Killer ist. Bei Gegentopspins am Tisch kann gut gegen den Ball gearbeitet werden. Die Griffigkeit ist ausreichend, um starke Rotationsvarianten des Gegners zu beantworten. Der direkte Gegentopspin bei mittlerer Geschwindigkeit bringt die meisten Punkte.
Aus der Halbdistanz kann gut und sicher mitgespielt werden. Allerdings fehlt dem Tibhar Quantum X Pro Soft weiter weg vom Tisch die Power, Härte oder Rotation so manch anderer moderner Angriffsbeläge. Besonders in Verbindung mit kontrollierten Hölzern sollte mehr am Tisch agiert werden. Sehr lange, gefühlvolle Schlagbewegungen lassen ein gutes Winkelspiel zu. Aber auch hier muss bedacht werden, dass dem Belag die letzte Rotation fehlt.
Vergleiche zum Tibhar Quantum X Pro Soft
In Sachen Vergleiche muss ich sagen, dass es kaum richtige Alternativen zum Quantum X Pro Soft gibt. Der Belag besitzt eine interessante und einzigartige Charakteristik. Für mich liegt diese zwischen katapultstarken, dynamischen Belägen wie Donic Desto bzw. Tibhar Nimbus und den modernen Tensoren.
Gut kann man das allgemeine Spielgefühl und die Spielart mit dem Nittaku Fastarc S-1 vergleichen. Dieser ist etwas härter und noch mehr auf die reine Dynamik zugeschnitten. Es sind aber parallelen erkennbar. Im offenen Spiel kann über dem Tisch, mit etwas weniger Kontrolle, aber mit mehr Härte und Geschwindigkeit, ein ähnliches Spiel vollzogen werden.
Angleichen lässt sich die Kontrolle auch zum härteren LST Belag Nittaku Factive. Während der Tibhar Quantum X Pro Soft durch mehr Katapult und Gefühl überzeugt, kann der Factive mit seinen moderaten Eigenschaften, sowie der gefährlicheren Spineröffnung, dagegen halten.
Was ich am X Pro Soft im Vergleich zu den modernen MAX+ Belägen mit dünnem Obergummi mag, ist die deutlich stabilere Katapult- und Dynamikentwicklung. Vor allem schwierige Rückschläge oder kontrollierte Angriffsschläge lassen sich einfacher und zielgerichteter spielen.
Zusammen mit dem Belag hatte ich den kürzlich getesteten Yasaka Rakza X Soft auf dem Schläger kleben. Diese Gegenüberstellung gibt einen guten Aufschluss, wenn es um den Unterschied zu den TOP-Softies geht. Der Rakza X Soft ist dabei schon recht ausgeglichen. Aber man merkt deutlich, wie viel mehr Rotation mit diesem möglich ist. Die Vorteile des Quantum X Pro Soft sind im offenen, geraden Spiel am deutlichsten spürbar.
Sei es Block, Konter oder Schuss – es geht einfacher von der Hand. Zudem ist die Spinanfälligkeit bei passiven Schlägen massiv geringer. Man verzichtet auf das Angriffspotential, besonders in Sachen Spin, aber hat zugleich einen Belag, der sich viel leichter spielen lässt.
Bei den Katapultmonstern um Nimbus, Plaxon oder Desto fehlt einem manchmal das Gefühl, mehr selbst die Schläge bestimmen zu können. Genau dies erfüllt die Neuheit von Tibhar, gepaart mit etwas verbesserter Rotationsentwicklung. Allerdings fehlt dann die letzte Dynamik und Power. Es gibt auch keinen extrem überschießenden Katapult, den man mögen kann oder nicht.
Zuletzt möchte ich noch ein paar Worte zum Quantum X Pro verlieren. Der Unterschied bei der Schwammhärte von 5° ist merklich spürbar. Beim Soft kommen wohlwollende Eigenschaften wie Kontrolle und Ballgefühl in einem extrem hohen Maß hinzu. Wer aber mehr die Ballwechsel dominieren möchte, kommt nicht um die härtere Version herum.
Besonders im Schussspiel und beim schnellen Topspin kann der normale Quantum X Pro deutlich mehr Gefährlichkeit ausstrahlen. Die DNA der Beläge lässt sich aber eindeutig spüren und einem steht bei einem Wechsel ein gutes Up- bzw. Downgrade zur Verfügung.
Aufschlag & Rückschlag
Im Aufschlagspiel ist der Tibhar Quantum X Pro Soft einfach zu spielen und erzeugt einen guten Spin. Besonders die einfache Platzierung von kurzen Aufschlägen möchte ich hervorheben. Allerdings kann in der Spitze nicht zu viel Rotation hervorgeholt werden, was es aktiven Gegnern ermöglicht, schnell die Initiative zu ergreifen.
Bei Rückschlägen kann sehr sicher agiert werden. Im Kurz-Kurz geht alles einfach von der Hand. Gefährliche Aufschläge werden einfach entschärft. Die Spinanfälligkeit ist doch sehr gering. Es ist zudem genügend Katapultunterstützung vorhanden und der Belag reagiert kaum überschießend explosiv.
Aktive Flips und Eröffnungen gehören zu den Stärken des Quantum X Pro Soft. Die niedrige Fehlerquote, ein angenehmes Ballgefühl und die direkten Eigenschaften sorgen in Kombination dafür, schnell ins Konter-Blockspiel übergehen zu können oder offensivere Vorhandangriffe vorzubereiten. Aktive Flips sind dabei ordentlich schnell und sehr exakt spielbar. Bananenflips sind enorm sicher, besitzen aber nicht eine extreme Kurve oder Gefährlichkeit.
Block, Schuss & Ballonabwehr
Der Tibhar Quantum X Pro Soft ist wie für das Blockspiel gemacht. Besonders passive Blocks lassen sich einfach und kontrolliert spielen. Ich mag dabei die ordentliche, angenehme Katapultentwicklung. Mit Hilfe der spielerischen Leichtigkeit und dem enormen Ballgefühl ist das Platzierungsspiel eine Augenweide. Der Ball fliegt fast automatisch recht flach und sicher über das Netz. Bei späten Blocks wirkt der Belag fehlerverzeihend und nicht spinanfällig.
Im aktiven Block-Konter-Spiel kann ein guter Druck auf den Gegner aufgebaut werden. Die Schläge besitzen eine gute Länge, damit man nicht so einfach dominiert werden kann. Wenn ich das Haar in der Suppe suchen möchte, dann fehlt durch die geringe Gesamthärte manchmal ein wenig Power. Aber das merkt man wirklich nur, wenn harte Beläge bevorzugt werden.
Im Schussspiel kann über die Platzierung und mit einer guten Dynamik gepunktet werden. Ohne Probleme kann das Tempo variiert werden. In der Ballonabwehr hatte ich mit dem X Pro Soft ein gutes Gefühl und es kam eine stabile Länge und Höhe zustande. Etwas ungefährlich wirken Gegenangriffe. Man kann sich dafür aber echt lange weit hinter dem Tisch verschanzen und auf die richtige Gelegenheit warten, wieder an den Tisch vor zu rücken.
Fazit zum Tibhar Quantum X Pro Soft
Der Tibhar Quantum X Pro Soft ist ein gelungener Tischtennis Belag, der vor allem für Block- und Konterspieler interessant ist. Durch den guten Katapult und die ausreichende Dynamikentwicklung, gepaart mit einer exzellenten Kontrolle, lassen sich die Gegner sicher ausspielen. Auch die Aufschlagannahme und der sichere, platzierte Angriff gehören zu den Stärken.
Wer hingegen einen High-End Belag wie die Tibhar Evolution Beläge erwartet, wird enttäuscht werden. Es fehlt dazu einfach die Spindynamik und die Rotationsspitzen, um den TOP-Softies Konkurrenz zu machen. Dafür kann mehr Kontrolle und die einfache Charakteristik im offenen Spiel für viele Spieler interessant sein.
Der Belag ordnet sich zwischen den spinstarken und katapultstarken Belägen ein. Die Tendenz geht aber ganz klar hin zum geradliningen Spiel. Ich kann mir zudem Vorstellen, dass der Belag in Verbindung mit langsamen Hölzern die besten Spieleigenschaften hervorruft und gerade einer schwächeren Rückhandseite Stabilität und Kontrolle verleiht.